Kalkmörtel?! „Wir sind doch hier nicht mehr bei den Römern“ (Zitat aus unserem Baustoffhandel) DOCH! Denn bekanntlich steht Rom noch heute. Warum also althergebrachte Baustoffe immer durch etwas neues ersetzen, nur weil’s schneller geht?! Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut 😉
Und bei den Backsteinen unseres alten Backsteinlofts funktioniert nunmal einfacher traditioneller Kalkmörtel am besten. Dieser ist einfach am besten auf die Bedürfnisse von Backstein abgestimmt. Atmungsaktiv, „flexibel“ wenn der Stein arbeitet (was gerade Backstein naturgemäß tut) und dazu soll Kalkmörtel auch noch Schimmelhemmend und antiseptisch sein. Perfekt also für ein optimales Wohnklima, ganz im Gegensatz zu heute gebräuchigem Zementmörtel oder Trasszement, den einem jeder andrehen will, der aber die Steine daran hindert sich auszudehnen, so dass sie springen können oder gar Mischungen mit Gips – der Tod für jeden Backstein!
Was dazu führte, dass er heute nicht mehr verwendet wird ist sicher zum einen sein geringer Preis, der keinem Handwerker Marge bringt (wir zahlen für einen 25 kg Sack gelöschten Kalk um die 6 €) und die etwas aufwändigere Verarbeitung, bzw. Pflege, wenn er erstmal auf der Wand ist. Aber das war’s uns wert, weil wir generell lieber auf natürliche Baustoffe zurückgreifen.
Wichtige Info vorab – Kalk ist hochalkalisch und wirkt ÄTZEND auf die Haut und Schleimhäute. Gerade die AUGEN sind unbedingt mit einer SCHUTZBRILLE zu schützen, wenn man mit Kalk hantiert! Kalk im Auge kann bis zur Erblindung führen. Also auch wenn’s nervt – Schutzbrille ist Pflicht. Denn man will ja hinterher auch noch sehen können, wie toll’s aussieht. Wobei man zur Beruhigung sagen kann, dass der Mörtel wenn er eimal angerührt ist nicht mehr groß spritzt, weil sie Konsistenz eher trocken ist. Aber trotzdem kann natürlich immer mal was in’s Auge gehn, daher Brille auf!
Wir mischen unseren Kalkmörtel immer in kleineren Portionen entweder mit einem Rührgerät/ Handmischer oder wenn’s doch mal mehr sein soll mit unserem alten Betonmischer (erstanden für 90 € bei Ebay Kleinanzeigen) in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen aus gelöschtem Kalk, Sand, Split, normalem Spiritus und Wasser. Je nach Bedarf variert hierbei die Feuchtigkeit des Mörtels. Er sollte handfeucht sein. Wenn er zu feucht ist, gibt es beim verfugen durch kleckern mit dem Kalkörtel unschöne weiße Flecken oder einen Schleier auf den Backsteinen.
Nun heißt es Wand vornässen (wichtig, die Wand muss feucht sein und auch bleiben, solange man sie bearbeitet) und losfugen. Wenn man mit einem Teil fertig ist, kehrt man diesen ab um überschüssigen Mörtel zu entfernen und klopt die Fugen nochmal mit dem Besen ab. Zum aushärten des Kalkmörtels testen wir gerade noch mit verschiedenen Dingen und werden berichten, wenn wir herausgefunden haben, was funktioniert.
Bis hierhin klingt alles fast noch nach normalem Mörtel, aber hier wird’s nun etwas anstrengender. Denn mann muss die Wand eine Weile feucht halten und immer wieder einsprühen. Denn wenn der Mörtel ausbrennt (zu schnell trocknet) dann entstehen Risse und er hält nicht. In unserem Fall zum Glück kein Problem, da wir noch keinen Boden haben, den wir schützen müssten. Aber auch hierfür gibt’s Lösungen, man muss ja nicht gleich den Gartenschlauch draufhalten.
Wenn man allerdings alles beachtet bekommt man wunderschöne, harte und beständige neue Fugen in einer weiterhin atmungsaktiven Backstein Wand & das perfekte Backstein Loft Feeling!
Es ist natürlich nicht der Kalkmörtel, der den Backstein am Wärmedehnen hindert, denn beide haben das gleiche niedrige Dehnvermögen 0,5 mm/m 100K. Dafür dehnen übliche Fertigmörtel mit 1,2 mehr als doppelt dolle. Das ist das Problem, neben vielen anderen. Ob ihr schöner Mörtel überhaupt richtig abgebunden ist? Ein Spritzer verdünnte Phenolphtaleinlösung zeigt es. Wenn schamvoll errötet, ist er nicht.
Glückauf!
Konrad Fischer
Danke Herr Fischer, bei welchem Bild gehen Sie von einem nicht richtig abgebundenen Mörtel aus? Was sind denn die Faktoren, für gutes oder nicht so gutes Abbinden von Kalkmörtel? Viele Grüße aus Köln und danke weiterhin für Ihre unermüdliche Arbeit.
Konrad Fischer meint vermutlich den ziemlich trockenen Mörtel, und ob sich da überhaupt Kohlensäure und Poren gebildet haben. Darum der Vorschlag den PH Wert zu testen.
Grüße Mike
Vielen Dank für Ihren Kommentar, schade, dass wir Herr Fischer nicht mehr persönlich fragen können 🙁 Meinen Sie wirklich, dass man mit Phenolphtaleinlösung den PH Wert testet? Egal wie der Mörtel abgebunden ist, sollte der doch bei Verwendung von Kalk grundsätzlich sehr hoch sein. Wir haben fertig verfugte Bereiche sehr intensiv Nachbehandelt und lange feucht gehalten, der Mörtel war in der Konsistenz prima zu verarbeiten.
Viele Grüße.
Wirklich schade, dass Herr Fischer nicht mehr lebt. Der Mörtel wird schon gut geworden sein, dank Vornässung, Nachbehandlung und Schutz vor zu schneller Austrocknung (war ja Innen). Dieses Phenolphtalein (verdünnt), nutzt man zum Beispiel um den Fortschritt der Carbonatisierung von Beton festzustellen. Ist bei Stahlbeton unerwünscht. Die äußere Schicht bleibt grau, und die innere, nicht carbonatisierte Schicht färbt sich rot (PH >9). Beim Kalkmörtel ist es anders rum. Da will ich eine möglichst schnelle Carbonatisierung haben, um Festigkeit zu bekommen. Also keine rot/violett Färbung.
Grüße
Vielen Dank für die tolle Erklärung! Wir behalten unsere schönen Fugen weiterhin gut im Blick.